Orthodoxe Kirche Hl. Maria von Ägypten in Tübingen

Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchates





Sonntag vor der Kreuzerhöhung

Joh. 3, 13-17

Das heutige Evangelium ist Teil der Rede des Herrn mit Nikodemus. Nikodemus war Pharisäer, Schriftgelehrter und Mitglied des Synedriums. Er kam heimlich nachts zu Christus und bekenn:. „Rabbi, wir wissen, dass Du als Lehrer von Gott gekommen bist, denn niemand kann diese Zeichen wirken, die Du wirkst, wenn nicht Gott mit ihm ist.“ (3,2) In dem nun folgenden Gespräch zeigt sich sein völliges Unverständnis, als ihm Christus sagt, dass man von neuem geboren werden müsse, um in das Reich Gottes gelangen zu können. Als Pharisäer ist er derart in der Realität verhaftet, dass ihm die Geburt aus dem Geist verschlossen bleibt.

Ebenso wenig wie Nikodemus verstehen die meisten des Hauses Israel nicht, dass dieser „Rabbi“ der Messias ist und was Er mit seiner Lehre bezwecken will. Daher spricht nun der Herr zu Nikodemus die folgenden grundlegenden Worte: Er, Christus, ist der einzige, der durch seine Geburt vom Himmel herabgestiegen ist und Er wird wieder zurück in den Himmel auffahren. Er kann also von den geistigen Dingen reden, die Er im Himmel gesehen hat. Er muß erhöht, also ans Kreuz geschlagen werden. Dies ist ein Werk der Liebe und Er wird dabei für die Welt geopfert werden. Jeder der an Ihn glaubt, geht nicht verloren, sondern wird gerettet. Christus kommt also nicht als Weltenrichter, sondern als Retter.

Die Geschichte des Hauses Israel und der Menschheit ist von Adam und Eva bis heute eine Geschichte der Treulosigkeit und der Lieblosigkeit gegenüber Gott. Christus stellte diese tragische Verlorenheit dar in den Gleichnissen von den „Bösen Weingärtnern“ und der „Königlichen Hochzeit“, die auf das Haus Juda genauso passte, wie auf uns Christen heute. Und dennoch, trotz dieser undankbaren Gleichgültigkeit seiner Geschöpfe, liebt Gott diese Welt so sehr, dass Er in einem unfassbaren Akt der Gnade und Liebe seinen einzigen Sohn opferte, damit alle, die an Ihn glauben nicht verloren gehen.

Dieses „Verlorengehen“ ist nämlich unheimlich, furchtbar. Es ist die Existenz außerhalb von Gott, also eine Existenz, in der nicht mehr die Gaben des Heiligen Geistes wirken, sondern ihr Gegenteil: Lieblosigkeit, Angst, Trauer, Unruhe, Rastlosigkeit, Boshaftigkeit, Haß, Grausamkeit, Härte, Unreinheit, Finsternis, Gewissensqualen, eine grenzenlose Hoffnungslosigkeit.. Jeder von uns hat mehr oder weniger den einen oder anderen Seelenzustand erlebt, aber noch geht jeden Tag die Sonne auf, noch haben wir Trost und Hoffnung, dass alles irgendwie gut wird, noch genießen wir täglich diese wunderbare Schöpfung, und wenn es nur ein grüner Baum ist, der unser Gemüt erhellt.

Diese Liebe Gottes zu uns ist auch ein Mitleiden unseres Schöpfers mit seiner Kreatur. Christus ist deshalb Mensch geworden, um genauso wie wir, alle Versuchungen, Entbehrungen, Nöte, Gefahren, Bedrängnisse, die ein menschliches Leben so mit sich bringt, durchleiden zu können. Ja, Christus stieg sogar so weit hinab, dass Er sich wie einen Verbrecher verhaften ließ und den Tod eines Verbrechers starb. Am Kreuz erfuhr Christus, Er der ohne Sünde war, was der Fluch der Sünde bedeutet und was das Gericht Gottes über die Sünde für Folgen hat: Nämlich eine grenzenlose Angst, die alle diejenigen zu spüren bekommen werden, die von Gott aufgegeben worden sind, die von Gott verlassen, getrennt sind. Christus ist nicht als Richter, sondern als Retter zu uns gekommen, denn Er will uns vor diesem grauenhaften, grenzenlosen Verlorensein erretten.

Wir können schon heute vielfach erahnen, wie dieses Verlorensein aussehen wird. Die Menschheit ist auf dem besten Wege, dieses Höllenszenario an allen Ecken und Enden der Welt zu verwirklichen: Man denke an die vielen Gulags, KZs, die Zustände im Irak, an die gequälten Geiseln allerorten. Ja selbst vor unseren Toren spielen sich solche Schrecken ab, denkt man an alle diese jungen Menschen, die in den Großstadtghettos ohne Hoffnung, ohne Zukunftschancen, zwischen Drogendealern und Verbrechern, unter trostlosen, schmutzigen und kahlen Betonfassaden aufwachsen und nur Gewalt und Brutalität kennen, denkt man an die Irregeleiteten, die möglichst viele Menschen schwer verletzen oder umbringen möchten. Wir geraten heutzutage immer mehr in immer größere Existenznöte: Naturkatastrophen, Hungersnöte, Seuchen, Teuerungen, Kriege, Terror – ist es daher nicht höchste Zeit, dass wir unseren Glauben an unseren Erlöser stärken durch inständiges Gebet und Teilnahme am kirchlichen Leben, denn schon morgen könnte unser gewohntes Leben zu Ende sein und wir brauchen Trost und Halt, nämlich den Trost, dass, wer an Christus glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.

23.09.2007
Priester Paul Sohnle

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