Orthodoxe Kirche Hl. Maria von Ägypten in Tübingen

Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchates





19. Sonntag nach Pfingsten

Lk. 7, 11-16

In der Zeit Jesu war es üblich, dass die Kinder für ihre Eltern sorgten, wenn sie selbst dazu nicht mehr in der Lage waren. So hat auch Christus vor seinem Kreuzestod,- Joseph war of-fensichtlich schon tot -, seinen Lieblingsjünger Johannes zum Sohn von Maria berufen, damit er für sie Sorge trage. Schlimm war die Situation für eine Witwe, wenn ihre Kinder nicht mehr am Leben waren: Sie war so hilflos wie die Waisen. Das jüdische Gesetz stellte Witwen und Waisen zwar unter besonderen Schutz, doch die Pharisäer hatten diese Fürsorgepflicht ausgehebelt. Christus geißelt dieses himmelschreiende Unrecht und kündigt ihnen schlimme Strafe an: „Sie fressen der Witwen Häuser und wenden lange Gebete vor, sie werden desto mehr Verdammnis empfangen!“ (Mk. 12,40)

An keiner Stelle im Evangelium wird berichtet, dass Christus jemals gelacht hätte. Aber Er hat geweint und Er war mit den Weinenden und tröstete sie. Auch jetzt, als Er durch Nain zieht, wird Ihm zum Weinen zumute, und Er empfindet Erbarmen mit dieser armen Witwe, die ihren einzigen Sohn gerade zu Grabe trägt. Christus stellt keinerlei Frage, Er tritt nur hin-zu, tröstet die Frau mit den Worten: „Weine nicht“ und befiehlt dem Toten aufzustehen. Als dies geschieht, so heißt es, kam sie alle Furcht an und sie priesen Gott.

Im Evangelium wird von insgesamt drei Totenerweckungen berichtet: Außer der des Jüng-lings von Nain, die des Töchterchens des Synagogenvorstehers Jairus und die des Lazarus.

Bei der Erweckung in Nain geschah dies aus Erbarmen, es ging um das überleben dieser ar-men Witwe, die nun wieder ihren Ernährer zurückbekam. Der Synagogenvorsteher Jairus war sicherlich nicht arm. Christus hob aber deshalb ihm zuliebe die Naturgesetze auf, um ihn zu erschüttern, damit er seine Göttlichkeit erkenne und glaube: „Fürchte dich nicht“, sagt der Herr deshalb zu ihm, „glaube nur, so wird sie gesund.“ Die Auferweckung des Lazarus fand in einem viel größeren Kreise statt, sie war viel spektakulärer. Viele Leute umringten Ihn; außerdem war Lazarus nicht eben erst gestorben, sondern vor vier Tagen und in Verwesung übergegangen. Der zweifelnden Martha entgegnet Christus: „Habe ich Dir nicht gesagt, dass du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst, wenn du glaubst?“ Und im darauffolgenden Gebet bittet er ausdrücklich um Erhörung, damit das ringsum stehende Volk überzeugt werde, dass Er von Gott, seinem Vater, gesandt sei. Wie Johannes berichtet, glaubten daraufhin viele Ju-den an Ihn.

Diese drei Fälle haben uns gezeigt, welch enge Grenzen unserer menschlichen Existenz ge-setzt sind. Allein für Christus ist es ein Geringes, Tote zum Leben zu erwecken, und die Na-turgesetze umzustoßen. Der Tod ist das zentrale Ereignis in unserem Leben, niemand weiß wann er kommt, wir wissen nur, dass er kommt – mit „tödlicher Sicherheit“, wie es in der deutschen Sprache heißt. Und trotzdem geben sich die Menschen alle Mühe, den Tod zu igno-rieren. „Jegliche Speise und allen Trank sowie jeden Schmuck der Kleidung wird der verab-scheuen, der die Furcht vor dem Tod in sich trägt“ sagt der heilige Symeon der Neue Theolo-ge. Ganze Industrien setzen jedoch alles daran, damit wir so nicht leben. Welches Entsetzen werden wohl die empfinden, die sich haben verführen lassen und sterben müssen?

Nach der Lehre der Kirchenväter wird die beschmutzte und unbußfertige Seele nach dem To-de von den Dämonen in Empfang genommen, sie stürzen sich brutal auf sie und klagen sie mit äußerster Feindseligkeit an, schmähen sie und machen ihr die schlimmsten Vorwürfe. (Theodoros von Edessa, Theognostos).

Der Tod eines Menschen, dessen Seele sich mit voller Gewissheit ihrer Rettung vom Leibe trennt, ist ganz anders. Sie zieht den Leib wie einen Mantel aus. Dann „begibt sie sich im Frieden zu dem strahlenden und freundlichen Engel, der aus der Höhe zu ihr kommt, durch-misst zusammen mit ihm die Luft, ohne in irgendeiner Weise von den Geistern der Bosheit geschädigt zu werden, vielmehr steigt sie voller Freude kühn und mit dankbaren Ausrufen empor, bis sie zur Anbetung ihres Schöpfers gelangt und daraufhin die Anweisung erhält, sich bis zur allgemeinen Auferstehung zu jenen zu gesellen, die ihr in der Tugend gleich und e-benbürtig sind.“ (Theognostos) Mögen wir alle eines solchen Todes gewürdigt werden!

22.10.2006
Priester Paul Sohnle

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